Als die Welt stehen blieb
(Unbezahlte Werbung)
Table of Contents
Als die Welt stehen blieb Vom Leben im Ausnahmezustand – Maja Lundes bislang persönlichstes Buch
Maja Lundes bislang persönlichstes Buch.
SPIEGEL-Bestsellerautorin Maja Lunde führt uns zurück in jene Märztage, als die ganze Welt stehen blieb. Tage, die uns erschüttert haben und noch immer erschüttern. Die tiefe Risse hinterlassen haben in dem Glauben an unsere Unverletzbarkeit. Maja Lunde zeigt uns, was im Leben wirklich wichtig ist: die kleinen Dinge im menschlichen Miteinander.
Sie sind eine fünfköpfige Familie. Die Erwachsenen haben sich gerade gestritten, als die Nachricht vom Lockdown eintrifft: Von nun an werden sie zu Hause sein. Alle zusammen. Jeden Tag. Die Autorin Maja Lunde ist daran gewöhnt. Sie ist das Home Office gewöhnt. Aber nicht das Home Schooling. Sie hat große dystopische Romane geschrieben, aber sie hat nie in einer Dystopie gelebt. Doch jetzt ist die Pandemie da und die Familie muss eine neue Lebensweise finden. Wie geht so etwas?
- Herausgeber: btb Verlag (28. September 2020)
- Sprache: Deutsch
- Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
- ISBN-10: 3442770971
- ISBN-13: 978-3442770977
- Originaltitel: De første dagene
- Abmessungen: 13.4 x 2.2 x 20,6 cm
Leseprobe von Als die Welt stehen blieb
Auszug aus dem Beginn des Romans – Als die Welt stehen blieb
„Mittwoch, 11. März
Der Alarm schrillt. Eine Lautsprecherdurchsage fordert uns auf, das Gebäude zu verlassen, während die Bibliothekarin hektisch hin- und herläuft. Hören Sie nicht darauf, sagt sie, das ist ein Fehler, die Mitarbeiter haben jetzt Feierabend, aber Sie dürfen noch bleiben, heute gelten ja die verlängerten Öffnungszeiten. Doch die Stimme tönt weiter aus dem Lautsprecher.
Die Bibliothek schließt in Kürze, bitte verlassen Sie das Gebäude. Nein, nein, wiederholt die Bibliothekarin und lächelt entschuldigend, ich weiß nicht, was los ist, die Anlage wird zentral gesteuert, Sie können einfach sitzen bleiben.
Ich sollte aber gehen. Der Jüngste kommt bald von der Nachmittagsbetreuung zurück, der Mittlere hat bestimmt wieder beim Spielen alles um sich herum vergessen und noch kein Mittagessen gehabt. Außerdem habe ich den ganzen Tag kein einziges Wort geschrieben. Ich springe von einem Dokument zum nächsten, von dem Theaterstück, das ich gerade schreibe, zu dem Roman, mit dem ich endlich anfangen will.
Doch die Onlinemedien lenken mich ab, und selbst wenn ich am Laptop das Internet ausschalte, greife ich ständig nach meinem Handy. Ich kann es nicht lassen, es ist zu einem Teil von mir geworden, wie eine Prothese. Nein, eine Nabelschnur … die mich mit Nährstoffen versorgt, mit den Empfehlungen und Auflagen der Gesundheitsbehörde. Aber auch mit Angst.
Schließt die Schulen, schreiben Menschen in meinem Umfeld, schließt die Schulen, bevor es zu spät ist.
Ich hatte mit Freundinnen. Versuche ein bisschen zu scherzen. Will wissen, wie es den Menschen geht, die mir am Herzen liegen, und schicke Mitteilungen in die Familiengruppe, die aus meinem Vater, meiner Bonusmutter und meinen beiden Brüdern besteht, und unseren Partnerinnen und Partnern. Ich habe ein solches Bedürfnis, von ihnen zu hören. Vor allem von meinem jüngsten Bruder.
Er hat vier Kinder. Die beiden Jüngsten sind Zwillinge. Um den kleineren der beiden machen wir uns Sorgen, seit er geboren ist. Er wird viel zu leicht krank. Er kann immer noch nicht laufen. Wir ängstigen uns um ihn, auch wenn wir es nicht laut aussprechen.
Während ich chatte, trudeln die Absagen ein. Abgesagt, abgesagt, abgesagt. Alle Veranstaltungen, die ich besuchen wollte, werden abgesagt, alles verschwindet. Und dann ertönt die Lautsprecherdurchsage ein weiteres Mal. Die Bibliothek leert sich. Das Handy ist schon warm in meiner Hand. Mein Daumen schmerzt. Endlich klappe ich den Laptop zu, der längst in den Standby-Modus gesunken ist, und packe meine Tasche. Bitte verlassen Sie das Gebäude. Die Bücher werfen mich raus, denke ich, während die Schiebetüren hinter mir zugleiten.
Draußen weht ein kalter Wind, ich stapfe hastig bergauf nach Hause. Unterwegs rufe ich meinen Vater an. Er gehört zur Risikogruppe, ist 71 Jahre alt und hat Asthma. Er möchte in sein griechisches Ferienhaus, die Flugtickets sind schon gebucht, er will noch im März fliegen. Dorthin sehnt er sich in den langen, dunklen Wintermonaten, wenn er seine zehn Enkelkinder in Kindergärten und Horte bringt, wenn er laufende Nasen abwischt und dreckige Gummihosen reinigt.
Mein Vater fährt nicht mal Ski, er denkt an nichts anderes als an das Haus dort unten, an die Insel, den Frühling, der so früh kommt. Und er freut sich. Du kannst nicht dorthin, sage ich. Lieber Papa, du kannst nicht dorthin, allein der Gedanke macht mir schon Angst. Stell dir vor, du wirst dort krank. Ich sehe es schon vor mir, wie du da liegst, auf der Insel, krank und allein. Mal abwarten, erwidert Papa, mal abwarten.
Wir legen auf, und mein Finger sucht in den Kontakten nach meiner Mutter. Sie wird am Freitag siebzig. Auch sie gehört zur Risikogruppe, aufgrund ihres Alters und einer Vorerkrankung. Wir sprechen darüber, wie wir jetzt feiern sollen. Vielleicht können wir nicht ins Restaurant gehen, wie wir es eigentlich vorhatten. Wir müssen das Beste draus machen, sage ich, du wirst immerhin siebzig. Ja, erwidert sie, stell dir vor, ich werde siebzig, das ist so unwirklich, Maja.
Donnerstag, 12. März
Die Ministerpräsidentin sagt: Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir heute die einschneidendsten und härtesten Maßnahmen treffen werden, die je in Friedenszeiten in Norwegen getroffen wurden.
Mein Mann und ich sitzen im Auto. Er umklammert das Lenkrad mit beiden Händen, ich habe meine in die Hosentaschen gesteckt. Wir schweigen, haben uns gerade gestritten, über irgendeine praktische Angelegenheit, aber eigentlich ging es um uns. Der gleiche Streit wie immer, bei dem ich nachgebe und er stur bleibt, wie wir es schon immer tun, seit wir vor fast 23 Jahren zusammenkamen.
Aber heute war der Streit schlimmer als sonst, und er lässt mich nicht mehr los, bringt mich zum Zittern, zum Schwitzen, während wir der Pressekonferenz der Ministerpräsidentin lauschen. Vielleicht ist es auch nicht der Streit, der mich zittern lässt, sondern es sind die Worte der Ministerpräsidentin.
Es ist zu viel, es geschieht tatsächlich und ist doch nicht zu glauben. Ich reiße mich zusammen, die ganze Zeit reiße ich mich zusammen. Aber als wir vor unserem Haus halten und sitzen bleiben und weiter zuhören, nachdem der Motor längst ausgeschaltet ist, fange ich an zu weinen.
Das erinnert an das Attentat vom 22. Juli, denke ich. Das erinnert an 9/11. Trotzdem kann man es nicht vergleichen, weil es kein einzelnes Ereignis ist. Ereignisse geschehen, Ereignisse gehen vorüber, es liegt in der Natur der Ereignisse, dass sie vorübergehen. Aber dies scheint etwas zu sein, was gekommen ist, um zu bleiben.
Kann ich den Schock beschreiben? Das Unwirkliche? Das Gefühl des Unwirklichen? Dass mir etwas widerfährt, mir, und doch einer anderen. Dass man sich selbst von außen betrachtet. Das ist ein Klischee. Und ich sehe gar nicht mich selbst von außen, ich sehe uns alle, das ist ein Film, eine fiktive Geschichte, eine Geschichte, wie ich sie selbst hätte erfinden können. Wie soll ich jetzt schreiben, keine meiner Geschichten kann das übertreffen.“
Biografie Maja Lunde von Als die Welt stehen blieb
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. Die Geschichte der Bienen ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.
Quelle Amazon
Als die Welt stehen blieb – meine Meinung!
Eine Schriftstellerin und Mama von 3 Söhnen und einen Mann und dann kommt da die Pandemie. „Als die Welt stehen blieb“, schreibt die Autorin ihre Erlebnisse, die sie in den ersten des Lockdowns in Norwegen erlebt hat. Sie spricht offen und ohne dass sie sich versteckt über das Thema. Die Ängste, ihre ganze Panik dem Kontrollverlust, den sie erlebt. Das Ende bedeutet dann „Gewohnheit der Situation“.
Leider folgen nach den ersten Tagen noch weitere Tage und weitere Monate. Wir können das Persönliche von der Autorin und ihrer Familie lesen und erleben. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Mir hat diese Offenheit gefallen und ich hatte nach einer kurzen Zeit das Gefühl, das du mir das selbst erzählst. Wie die Autorin um ihr Leben und die Rückkehr zur Kontrolle kämpft, was bestimmt auch viele Menschen sehr gut kennen, doch nichts sagen.
Das Ganze von Als die Welt stehen blieb ist wie ein Tagebuch ähnlich geschrieben, aber nicht so wie eine Geschichte, die man sich ausgedacht hat. Und nichts hat es mit einer Geschichte aus Filmen, Wobei ich möchte eher einen Film, wenn der zu Ende ist, kann man den TV ausmachen und alles ist gut. Aber hier kann man die Seite einer Familie erleben mit Arbeit zu Hause, die schon gewohnt ist. Aber dann die Kinder dazu, die jetzt zu Hause die Schule machen müssen. Einfach unbekannt und für Kinder sehr schwer, die nun ihre Freunde nicht sehen dürfen und die Eltern, die jetzt ihr Leben anders ausrichten müssen. Mehr als rausgehen und in die Natur gehen ist nicht möglich.
Mir hat das Buch Als die Welt stehen blieb gut gefallen, auch wenn es einen wieder deutlich zeigt, dass wir das nur zusammen schaffen und nicht mit Alleingängen. Dem Buch Als die Welt stehen blieb gebe ich 4 Sterne.